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Geschäftsführerin der Aller-Weser-Klinik spricht über Herausforderungen im Klinikalltag

29 Jul
Geschäftsführerin Marianne Baehr

150 Jahre Krankenhaus Achim: Nah am Patienten

 

Achim, 29.07.2022 – Seit 150 Jahren ist das Krankenhaus in Achim eine Institution für die Menschen, die hier leben. Geprägt ist das Haus von einer steten Weiterentwicklung. In seiner langen Geschichte hat es Höhen und Tiefen durchmessen, ist dabei immer mit der Zeit gegangen.

 

Wir sprachen mit Marianne Baehr, der Geschäftsführerin der Aller-Weser-Klinik gGmbH (AWK), über das Jetzt und Heute sowie die Zukunftsperspektiven.

Was macht den Charakter des im Vergleich zu Maximalversorgern kleinen Krankenhauses in Achim aus?

Größe ist nicht automatisch mit Qualität gleichzusetzen. Unsere klar und überschaubar strukturierte Klinik ist in allen Bereichen äußerst leistungsfähig und flexibel. Hier bilden Menschen ein Team, die eine Leidenschaft für das Haus, ihren Beruf und vor allem für die Patienten haben. Und da beziehe ich unsere kapitalgebenden Gesellschafter ausdrücklich mit ein. Gemeinsam ist es uns in den vergangenen Jahren, die von Existenzsorgen geprägt waren, geglückt, dem Krankenhaus Achim ein individuelles Gesicht zu geben, sein Profil zu schärfen und bedarfsorientierte Alleinstellungsmerkmale zu bilden. Wir sind ein kleines Krankenhaus, aber wir machen keine „kleine Medizin“! Wir setzten auf Qualität. Wichtig ist uns, unsere Behandlungsgrenzen zu kennen.

Wie ausgeprägt ist die Verbindung zu den Menschen, die hier in der Region leben?

Einerseits natürlich intensiv. Wir sind das Krankenhaus vor Ort, darum nutzen die Patienten in der Regel das hiesige medizinische Spektrum. Andererseits gibt es mit den Kliniken in Bremen durchaus Wettbewerber und Alternativen. Natürlich sind wir bemüht, insbesondere die Menschen aus Achim und umzu und im Verbund mit dem Krankenhaus Verden ein umfänglich kompetenter Partner zu sein. Auch in Zusammenarbeit z.B. mit dem Krankenhaus in Rotenburg.

 

Aber die Klinik hat nicht nur gute Zeiten gesehen …

Das ist in der Tat so. Natürlich hat es in den vergangenen 150 Jahren immer mal wieder Sorgen und Nöte gegeben. Man denke da an die beiden Kriege. Wirtschaftliche und auch bauliche Problemphasen haben für Unruhe gesorgt und waren, wie die Historie es zeigt, letztendlich in den Griff zu bekommen.

 

Als sie 2011 als AWK-Geschäftsführerin die Leitung der Krankenhäuser in Achim und Verden übernahmen, war die Lage alles andere als rosig.

Das war wahrlich eine Ära der existentiellen Bedrohung. Lange Zeit sah es nach einem Aus für die Klinik aus. Wie viele kleine Krankenhäuser in Deutschland hatten und haben wir mit mangelnder Kostendeckung zu kämpfen. Das brachte Reibungen und Blessuren mit sich. Ziel war und ist es, wegzukommen von externer finanzieller Unterstützung, hin zu positiven Bilanzen. Diese Herausforderung haben die beiden Kliniken angenommen und arbeiten gemeinsam an einer langfristigen Kostendeckung. Das Tal haben wir durchschritten der Gipfel ist aber längst noch nicht erklommen. Ohne die positive Unterstützung unserer Gesellschafter in Stadt und Landkreis wäre uns dies sicher nicht gelungen!

 

Wie hat man die damalige Krise gemeistert?

Das war ein gemeinsamer Kraftakt aller Beteiligten. Erträge rauf und Kosten runter, so die ganz simple kaufmännische Grundformel. Da auf der Ausgabenseite kaum etwas einzusparen war, lag die Stellschraube auf der Einnahmenseite. Mehr Patienten gleich höhere Erträge. Um ein Plus bei der Auslastung zu generieren, mussten wir unsere Attraktivität vor allem in Form des medizinischen Leistungsprofils optimieren. Und das ist in der Vergangenheit gelungen. Von 2011 bis heute stieg die Zahl der pro Jahr stationär behandelten Patienten, ebenso die ambulanten Fälle. Allein die sich fast jährlich ändernden Finanzierungsbedingungen für Krankenhäuser machen es weiterhin sehr schwer, kostendeckend zu arbeiten. Und natürlich hat Corona uns auf unserem Weg große Steine in den Weg gelegt.

 

Welches Leistungsspektrum bietet das Achimer Krankenhaus?

Unserer Kernaufgabenstellung ist die Grund- und Regelversorgung der Menschen der hiesigen Region. Dazu gesellen sich sogenannte „Spezialitäten“, die von unseren medizinischen Experten hervorragend behandelt werden. Zudem koordinieren wir im Auftrag des Landkreises die Notärzte für den Rettungsdienst.

 

Stellt das Krankenhaus Verden eine Konkurrenz zu Achim dar?

Nein, ganz im Gegenteil, sie ergänzen sich. Zwischen den AWK-Schwesterkliniken gibt es abseits der Regelversorgung seit einigen Jahren eine stärkere fachliche Abgrenzung. Hier im Krankenhaus Achim ist man spezialisiert in der Geriatrie, der Orthopädie, der Urologie sowie der plastischen, Hand- und Fuß-Chirurgie. In Verden sind dagegen Schwerpunkte in den Bereichen Geburtshilfe und Gynäkologie, Bauchchirurgie mit dem Schwerpunkt der „Schlüssellochchirurgie“ sowie der Kardiologie und Gastroenterologie gebildet worden. Damit vermeiden wir interne Konkurrenzsituationen und partizipieren gleichzeitig von unseren jeweiligen Stärken. Beide Kliniken behandeln Patienten mit Erkrankungen im Bereich der Allgemeinen Inneren Medizin und der Unfallchirurgie. Selbstverständlich steht den Patienten die Notfallmedizin in beiden Kliniken 24 Stunden, sieben Tage pro Woche zur Verfügung.

 

Muss sich die Medizin in der Achimer Klinik dem wirtschaftlichen Druck unterordnen?

Diese Frage sollte man differenziert betrachten: Natürlich bewegen sich unsere medizinischen Abteilungen innerhalb verbindlicher Budgets und Haushaltsrichtlinien. Ein Füllhorn gibt es bei uns nicht. Für unsere Arbeit sind wir modern ausgestattet. Die Träger und das Management des Krankenhauses halten den Ärzten wann immer es möglich ist den Rücken frei. Mir ist es wichtig, dass z.B. unsere Chirurgen nicht um jeden Preis operieren. Unnötige Maßnahmen nur des Ertrags wegen durchzuführen, ist allein aus ethischen Gründen an den Kliniken in Achim und Verden undenkbar. Das Patientenwohl und das in den individuellen Fällen medizinisch Sinnvolle genießen absolute Priorität.

 

Investitionen sind bei Ihnen ein permanenter Prozess …

… den man hier in Achim unschwer wahrnehmen kann. Das bringt die technische Entwicklung in der Medizin ebenso mit sich wie Veränderungen und Modernisierungen im baulichen Bereich. Aktuell planen wir die Modernisierung der Station 1b, zuvor wurde mit großem Aufwand unsere Geriatrie geschaffen. Auch sehe ich die abgeschlossene Neustrukturierung der Küche als ein Aushängeschild an. Hier in Achim wird seit einigen Jahren wieder für beide Krankenhäuser täglich morgens, mittags und abends das Essen frisch zubereitet und portioniert. Die verschiedenen Gerichte können Patienten am Buffetwagen auf den Stationen täglich zu den Mahlzeiten individuell zusammenstellen. Vieles wird hinter den Kulissen investiert, beispielsweise in umweltschonende und energieeffiziente Haustechnik. Dafür wurde die Klinik auch schon mehrfach ausgezeichnet.

 

Wo liegen die Stärken der Klinik?

Ganz klar in der hohen Qualität von Pflege und Medizin, was auf die hohe Motivation und das Engagement sowie den guten Ausbildungsstand der hier tätigen Mitarbeiter zurückzuführen ist. Und auf die Ausbildung des Nachwuchses, der durch erfahrene Praxisanleiter in beiden Krankenhäusern in Achim und Verden erfolgt. Die Identifikation mit der Klinik, das Wir-Gefühl ist bei uns allen sehr stark ausgeprägt. Umso mehr vor dem Hintergrund der Herausforderungen, die wir alle gemeinsam bewältigt haben. Das hat uns einmal mehr zusammengeschweißt. Als kleines Haus sind wir einerseits sehr flexibel, andererseits durch kurze Wege und flache Hierarchien äußerst effektiv in der Arbeit. Ein Fundament für unser Motto ,Nah am Patienten‘, auf dem sich weiter hervorragend aufbauen lässt.

 

Was verbinden Sie ganz persönlich mit dem Jubiläum der Achimer Klinik?

Ein solcher Geburtstag ist natürlich ein tolles Erbe und gleichzeitig eine Verpflichtung gegenüber der langen Tradition des Krankenhauses. Er beinhaltet ganz konkret den Auftrag an alle Beteiligten, weiterhin klug und vorausschauend zu agieren, um auch zukünftig gute Arbeit zum Wohle der Patienten und für die Region leisten zu können. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, diese gute Arbeit unseres AWK-Teams nach außen sichtbar zu machen.

 

Das Interview führte Ulf Kaack.

 

Kontakt:

Sarah von Larcher
Leitung Bereich Öffentlichkeitsarbeit

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