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Hundebiss mit tragischen folgen

16 Nov
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Vorsicht bei Verletzungen durch Haustiere

VERDEN. Der Biss oder das Kratzen eines Hundes oder einer Katze kann äußerst schmerzhaft sein. Dass eine solche, oftmals vom geliebten Vierbeiner beim Spielen und Toben zugefügte Verletzung beim Menschen schwere gesundheitliche Folgen haben und sogar zum Tod führen kann, ist so manchem Tierfreund nicht bewusst. Dr. Peter Ahrens, selbst Hundebesitzer, ist Ärztlicher Direktor der Aller-Weser-Klinik (AWK) im Krankenhaus Verden. Er berichtet über zwei aktuelle Fälle, die nachdenklich machen.

„Innerhalb von drei Monaten gab es im Krankenhaus Verden zwei akute Notfälle, bei denen die beiden Patientinnen – 52 und 57 Jahre alt – in besorgniserregendem Zustand eingeliefert wurden“, erklärt der Anästhesist und Antibiotikaexperte. „Die jüngere von beiden klagte über starke Bauch- und Beinschmerzen. Übelkeit und Erbrechen plagten sie. Dabei befand sie sich in einem schockartigen Allgemeinzustand, war kaltschweißig mit Atemnot.“

Sofort kam die Patientin auf die Intensivstation, durchlief hier das komplette Diagnoseprocedere. Dabei fiel den behandelnden Ärzten als Nebenbefund eine vier bis sechs Tage alte kleine Bissverletzung auf, die als Ursache des sich permanent verschlechternden Zustands ausgemacht wurde. Trotz maximaler Intensivtherapie verstarb die Frau 18 Stunden nach ihrer Aufnahme an septischem Multiorganversagen.

Ähnlich, aber glimpflich verlief der Fall jener 57-Jährigen, die ebenfalls wenige Tage zuvor einen Hundebiss erlitten hatte. „Ihr allgemeiner gesundheitlicher Zustand war sehr instabil und sie litt unter starkem Durchfall“, so Dr. Ahrens. „Unser Team hat auf der Intensivstation eine maximale Sepsistherapie eingeleitet, dabei Antibiotika, Blutprodukte und Flüssigkeit zugeführt. In diesem Fall trat anschließend rasch Besserung ein.“

Bissverletzungen durch Tiere, vor allem Hunde und Katzen, sind keine Seltenheit. In den meisten Fällen verlaufen sie glimpflich und verheilen schnell. Es kann aber auch zu Wundinfektionen kommen. Bei den beiden geschilderten Fällen im Krankenhaus Verden handelte es sich um Infektionen mit dem bakteriellen Erreger namens Capnocytophaga-canimorsus, der im Maul der Tiere vorkommt und für diese vollkommen ungefährlich ist. Umso schlimmer können die Auswirkungen beim Menschen sein. Die Sterblichkeitsrate von Betroffenen bei einer solchen Sepsis, die durch einen Erregernachweis im Blutbild diagnostiziert wird, liegt bei 25 bis 30 Prozent.

Einen Grund zur Panik sieht Dr. Ahrens wegen der beiden aktuellen Fälle nicht, aber einen Grund zu erhöhter Aufmerksamkeit. Denn die Wahrnehmung der Gefahr ist bei einem durch einen fremden Hund zugefügten Biss deutlich höher als beim eigenen Tier, so seine Erfahrung: „Beide Patientinnen brachten ihre akuten gesundheitlichen Probleme nicht in Zusammenhang mit den erlittenen Bisswunden. Das mag darin begründet sein, dass man die Tiere im eigenen Haushalt sehr gut kannte und als eine Art Familienmitglied empfand. Eine durch Haustiere verursachte Verletzung wird schnell als ungefährliche Bagatelle abgetan. Erst recht, wenn es sich um eine kleine Wunde handelt.“

Darum wirbt der Chefarzt zusammen mit seinen Kollegen der Inneren Medizin und Unfallchirurgie für Sensibilität bei dieser Thematik. Grundsätzlich sollte bei jeder penetrierenden Biss- oder Kratzverletzung ein Arzt aufgesucht werden. Allein schon wegen der korrekten Wundversorgung und zur Sicherung des Tetanusimpfschutzes. Hohe Infektionsgefahr besteht bei Verletzungen an Armen und Beinen. Übrigens: Der Erreger kann auch durch Lecken bei offenen Wunden übertragen werden.

„In allen Fällen ist eine vorbeugende Antibiotikatherapie sinnvoll, auch wenn sich nur in den seltensten Fällen eine bakterielle Entzündung entwickelt“, so die Empfehlung des Mediziners. „Wenn es in den Tagen nach dem Verletzungsfall zu einer Verschlechterung des gesundheitlichen Allgemeinzustandes kommt, sollten alle Alarmglocken schrillen. Anzeichen auf eine solche Sepsis sind Atembeschwerden, fleckenförmige Hautveränderungen, Blutdruckabfall, diffuse Schmerzen, Durchfall oder ein allgemeines Schwächegefühl. Dann bitte auf allerschnellstem Weg zu uns ins Krankenhaus.“

Kontakt:

Ulf Kaack
Bereich Öffentlichkeitsarbeit

Aller-Weser-Klinik gGmbH
Klinik Verden
Eitzer Straße 20
27283 Verden (Aller)
Tel. 04231 103-7305
E-Mail: u.kaack@aller-weser-klinik.de