Verden, 20. Juni 2024 – Die Aller-Weser-Klinik Verden setzt auf eine innovative Methode zur Behandlung von Lungenembolien: das ultraschallgestützte EKOS-System. Dieses Verfahren, auch bekannt als EKOS Acoustic Pulse Thrombolysis, ermöglicht es, Blutgerinnsel in den Lungenarterien innerhalb kürzester Zeit aufzulösen.
Die akute Lungenembolie ist nach Schlaganfall und Herzinfarkt eine der häufigsten Todesursachen unter den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Es ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, bei der die Lungenarterien durch eingeschwemmte Blutgerinnsel aus den Arm- oder Beinvenen verstopfen und die Lunge nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff auf sättigen kann“, erklärt Dipl.-Biochem. Ralf Weßel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Gastroenterologie und internistische Intensivmedizin der Aller-Weser-Klinik Verden. In Deutschland sterben jedes Jahr zwischen 40.000 und 100.000 Menschen an einer Lungenembolie. Hier gibt es zudem noch eine erhebliche Dunkelziffer, da die Diagnose schwer zu stellen ist. Im Körper entwickelt sich dabei ein Sauerstoffmangel, der zu Atemnot führt und sämtliche Körperfunktionen beeinträchtigen kann. Durch den Verschluss der Lungenarterien kann es zu einem Versagen des rechten Herzens kommen.
Bereits 11 Mal in diesem Jahr konnte in der AWK ein neues Verfahren erfolgreich durchgeführt werden. „Es handelt sich hierbei um das sogenannte EKOS-Verfahren, welches minimal-invasiv von unseren interventionellen Kardiologen im Herzkatheterlabor eingesetzt wird. Dieses System ist für Patienten gedacht, bei denen ein zentrales Blutgerinnsel diagnostiziert wurde, die sich aber noch nicht im Kreislaufschock befinden.“ Die Diagnose erfolgt dabei mittels Computertomographie und Echokardiographie des Herzens. Häufige Symptome sind plötzlich auftretende Brustschmerzen, Atemnot, Husten, übermäßiges Schwitzen oder auch Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Die AWK ist damit die erste Klinik der Region, die diese Therapieform einsetzt. „Bei diesem Verfahren wird zunächst die Leistenregion der Patienten lokal betäubt. Anschließend werden zwei kleine Katheter über die Vene durch die rechte Herzkammer in beide Lungenarterien eingeführt und genau dort platziert, wo sich das Gerinnsel befindet“, erklärt Weßel weiter. Die lokale Thrombolyse wird über das EKOS-System nur vor Ort verabreicht und es bedarf dabei nur ein Zehntel der sonst üblichen Medikamentendosis. Die Sicherheit des Verfahrens wird damit immens erhöht. Über einen Ultraschallkern werden Vibrationen abgegeben, die eine „Auflockerung“ des Gerinnsels und ein schnelles Eindringen des Medikaments ermöglichen. Dies bewirkt eine schnellere Auflösung des Thrombus, da die Angriffsfläche für das Medikament erheblich vergrößert wird.
Das Verfahren selbst findet über eine Dauer von etwa sechs Stunden kontrolliert im Herzkatheterlabor und auf der Intensivstation statt und ist für die Patienten schmerzfrei. „Wir haben mit diesem innovativen Verfahren sehr gute Erfahrungen gemacht. In der Regel lösen sich die Thromben im Hauptstamm innerhalb eines Tages komplett auf“, führt Weßel weiter aus. Bei akuter Lungenembolie, wenn das rechte Herz unmittelbar zu versagen droht, kommt weiterhin die herkömmliche Therapie zum Einsatz und stark verdünnende Medikamente werden in den Körper gespritzt. Dies führt dazu, dass das Gerinnsel in der Lungenarterie zwar aufgelöst wird, gleichzeitig besteht jedoch ein hohes Risiko für Blutungen an anderer Stelle im Körper. Weßel weißt deutlich auf die Vorteile des neuen EKOS-Verfahrens hin. „Es ist ein sehr schonendes und sicheres Verfahren, das lokal wirkt und nur ein geringes Risiko für Komplikationen birgt. Zudem verkürzt sich der Aufenthalt und die Verweildauer auf der Intensivstation.“
Die Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Gastroenterologie und internistische Intensivmedizin der AWK bietet ein umfassendes Spektrum der interventionellen und konservativen Kardiologie. Ein großes Team von Herzspezialisten behandelt hier mit modernster Technik im Herzkatheterlabor mit Hybrid-OP.
Das Team der AWK aus Fachärzten für Kardiologie, Assistenzärzten und hochqualifiziertem Pflegepersonal arbeitet eng zusammen, um eine umfassende Versorgung der Patienten rund um die Uhr – 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche – sicherzustellen.
Seit dem 01. Juni 2024 verfügt die Klinik auch über eine Telemetrieeinheit mit 24 Plätzen auf der kardiologischen Station Burgberg. Sie ermöglicht während des stationären Aufenthalts die drahtlose Übertragung von EKG-Signalen per Funk von einem tragbaren Monitor an den Pflegestützpunkt. So kann bei ausgewählten Patienten eine Echtzeitübertragung des EKGs erfolgen und Herzrhythmusstörungen frühzeitig erkannt werden. Die Verfügbarkeit von Überwachungsplätzen ist entscheidend und ermöglicht eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von potenziell lebensbedrohlichen Zuständen wie der Lungenembolie.