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150 Jahre Krankenhaus Achim: Leidenschaft für die Medizin

12 Aug
Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses Achim, Dr. med. Stephan Sehrt

Ärztlicher Direktor der Aller-Weser-Klinik gibt einen Einblick in den Beruf

 

Achim, 12. August 2022 – Er ist der Ärztliche Direktor sowie Leitender Arzt in einem Kollegialsystem der Anästhesiologie und operativen Intensivmedizin in der Aller-Weser-Klinik (AWK) in Achim: Dr. med. Stephan Sehrt. Seit 27 Jahren arbeitet er hier, 2013 wurde er durch die Geschäftsführung zum Ärztlichen Direktor für das Krankenhaus Achim berufen.

 

Wir sprachen mit dem 60-jährigen Mediziner über aktuelle Entwicklungen, Zukunftsperspektiven und seine Leidenschaft für den Job.

 

Wo liegen Ihre beruflichen Wurzeln?

Gebürtig stamme ich aus Halle in Sachsen-Anhalt. Mein Studium habe ich an der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale absolviert, wobei mich dort mein erstes Praktikum im Bereich der Intensivmedizin im Hinblick auf meine spätere Fachrichtungswahl beruflich geprägt hat. Nach Ende des Studiums und der Facharztweiterbildung als Anästhesist an der Uni-Klinik wurde ich durch intern glückliche Umstände dort sehr zügig Oberarzt mit der organisatorischen Verantwortung für bis zu zwölf OP-Tische.

 

Auf welchem Wege sind Sie dann nach Achim gekommen?

Das hatte private Gründe. 1995 ergab sich für mich im Achimer Krankenhaus im Zusammenhang mit der Neueinrichtung der Fachabteilung für Urologie die Arbeitsmöglichkeit als Anästhesist, zunächst in Teilzeit. Parallel dazu habe ich mich in Akupunktur und Schmerztherapie weitergebildet. So begann meine Tätigkeit in der Aller-Weser-Klinik.

 

Seit 2013 sind Sie Ärztlicher Direktor. Was verbirgt sich hinter dieser Funktion?

Das muss parallel zu meinem Beruf als Leitender Arzt der Anästhesie betrachtet werden. Zum Ärztlichen Direktor wird man zusätzlich zur normalen Tätigkeit durch die Geschäftsführung berufen. In dieser Position bilde ich praktisch das Bindeglied zwischen Medizin und dem Management des Krankenhausbetriebs, bin dabei beratend in Steuerungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften sind lediglich die Bereiche Hygiene sowie ärztliche Fort- und Weiterbildung in Verantwortung des Ärztlichen Direktors beschrieben. In der AWK ist der Aufgabenbereich im Rahmen der Geschäftsordnung der Krankenhausleitung detaillierter beschrieben. So fällt mir auf allen medizinischen Feldern eine koordinierende, beratende und vermittelnde Rolle zu. Wichtig ist mir dabei ein effektives Qualitäts- und Risikomanagement sowie die interne und externe Kommunikation.

 

Und das leisten Sie über den normalen Job hinaus?

Ganz richtig. Als Anästhesist ist es meine Aufgabe, die perioperative Betreuung der ambulanten und stationären Patienten der AWK bei operativen oder diagnostischen Eingriffen sicherzustellen. Wobei ich auf diesem Feld natürlich kein Einzelkämpfer bin, sondern im Team agiere. Im Schnitt führen wir hier in der Achimer Klinik ca. 3.000 Narkosen in verschiedenen Formen und Medikamentenkombinationen durch: Voll- und Teilnarkosen oder ergänzende Behandlungen mittels ultraschallgestützter Regionalanästhesie. Im Fokus steht immer der Patient unter Betrachtung seines Alters, seiner körperlichen Beschaffenheit und der vorhandenen Krankheitsbilder.
Unser Team für Anästhesie und operative Intensivmedizin besteht aus fünf Fachärzten und neun Pflegekräften, die für derzeit maximal sechs Behandlungsplätze zuständig sind. Um es einfach auf den Punkt zu bringen: Wir tragen Sorge dafür, dass ein Patient die Operation möglichst schmerz- und stressfrei sowie bei guter Gesundheit übersteht. Unsere Aufgabe ist es zudem, dem operierenden Arzt während der OP soweit den Rücken freizuhalten, dass er sich ausschließlich auf den Eingriff konzentrieren kann. Ein weiterer großer und wichtiger Aufgabenbereich ist die unmittelbar postoperative Schmerztherapie sowie die Mitwirkung bei der Patientenversorgung nach großen Operationen auf der Intensivstation.

 

War der Wechsel von der Uni-Klinik nach Achim damals ein beruflicher Rückschritt für Sie?

Zu Anfang war es vergleichsweise ungewohnt. Ein kleines Krankenhaus wie hier in Achim bedeutet aber nicht gleichzeitig auch kleine Medizin. Fachlich, technisch und personell sind wir hier äußerst leistungsfähig und flexibel aufgestellt. Kurze Wege und verlässliche erfahrene Kollegen, wenige Beteiligte, um effektive Organisationsregeln umzusetzen sowie eine familiäre Atmosphäre, das sind die Stärken der kleineren Krankenhäuser. In den letzten Jahren wurden unter Federführung von Verwaltung und Gesellschaftern der Klinik zahlreiche Entwicklungen eingeleitet, um die AWK zukunftssicherer zu machen. Im Speziellen ist hier in Achim die Erweiterung und Modernisierung der Geriatrie zu nennen.

 

Warum stärkt die Klinik gerade diesen Bereich?

Ganz einfach: Weil der Bedarf konkret da ist und in der Zukunft noch größer werden wird. In den vergangenen fünf Jahrzehnten ist die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen hier in Mitteleuropa um zwölf Jahre gestiegen. So einen Sprung gab es noch nie in der Geschichte und er ist in weiten Teilen auch der Medizin geschuldet. Das bedeutet, dass die Patienten immer älter werden und mit ausgeprägten, teils multiplen Krankheitsbildern zu uns kommen. Darauf haben wir uns nicht nur mit der Erweiterung unserer Geriatrie eingestellt, es ist ein prägnanter Kompetenzschwerpunkt des Achimer Krankenhauses. Im Hinblick auf unser operatives Leistungsspektrum können wir mit einer leistungsfähigen Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Hand- und Fußchirurgie als auch urologischen Operationen punkten.

 

Wie ist das Krankenhaus auf komplexe und selten auftretende Krankheitsfälle vorbereitet?

Für den Fall, dass die bei uns im Haus vorhandenen Möglichkeiten nicht ausreichen, arbeiten wir mit leistungsfähigen Partnern zusammen. Neben unserer Schwesterklinik in Verden mit zusätzlichen Kompetenzen in den Bereichen Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Innere- sowie Allgemein-, Viszeral-
und minimalinvasive Chirurgie und dem Herzkatheterlabor stehen wir in engem Kontakt zu den Krankenhäusern in Bremen und in Rotenburg. Bei Bedarf verlegen wir unsere Patienten nach Absprache in deren Fachabteilungen.

 

Vielerorts klagen die Notaufnahmen der Krankenhäuser über permanente Überlastungen. Wie ist die Situation in Achim?

Das ist in der Tat auch bei uns ein Problem. Hier sind wir mit kontinuierlich stark steigenden Patientenzahlen konfrontiert. Aktuell sind es etwa 5.650 Notfallpatienten, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Ursächlich dafür ist einerseits die Tatsache, dass sich Krankheiten nicht nach den Öffnungszeiten von Arztpraxen richten, andererseits führt neben der rückläufigen Zahl der Praxen von Allgemeinmedizinern auch eine geänderte Inanspruchnahme der Patienten zu dieser Situation. Unsere Notaufnahme soll und darf die Funktion einer regelhaften nichtdringlichen ambulanten Versorgung nicht übernehmen. Natürlich sind wir zur Hilfeleistung verpflichtet und tun das auch gern – 24 Stunden am Tag und an 365 Tagen im Jahr lückenlos mit qualifiziertem Personal. Aber diese ungesunde und für uns auch wirtschaftlich schädliche Entwicklung bindet natürlich Ressourcen. Kontinuierlich arbeitet man bei uns in der Klinik an Konzepten, um die Patientenströme besser koordinieren zu können.

 

Wie sind Sie zeitlich durch Ihren Beruf in Anspruch genommen?

Durch meine Doppelfunktion sind feste Arbeitszeiten eher die Ausnahme, hinzu kommen die regelmäßigen Bereitschaftsdienste, auch an Wochenenden und Feiertagen. Die letzten Jahre und Monate und die Zeit der Pandemie haben uns einiges abverlangt im Krankenhaus. Wir mussten und müssen weiterhin schnell reagieren. Leider wird es durch die Herausforderungen, vor die uns die Politik der Landes- als auch Bundesregierung stellt, nicht einfacher im Gesundheitswesen.

 

Seit über 30 Jahren sind Sie Mediziner. Was macht für Sie den Reiz an dieser Arbeit aus?

Das ganze Spektrum! Die Möglichkeit, ganz konkret für meine Mitmenschen da zu sein, etwas für sie zu tun – Leben zu erhalten, Lebensqualitäten zu verbessern oder auch die Selbstbestimmung der Patienten am Lebensende zu unterstützen. Es ist die immense Vielfalt: die hohe Verantwortung für Patienten und für unser gesamtes Team, die stets neuen Herausforderungen und manchmal auch die Erkenntnis, an die eigenen Grenzen gestoßen zu sein. Kurz: Nach 30 Jahren Medizin macht mir mein Job immer noch großen Spaß.

 

 

 

Kontakt:

Sarah von Larcher
Leitung Bereich Öffentlichkeitsarbeit

Aller-Weser-Klinik gGmbH
Klinik Verden                           
Eitzer Straße 20                                    
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